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Gelerntes besser behalten – wie setze ich meine Sinneskanalvorlieben effektiv ein?

Für jeden gibt es Erlebnisse und Inhalte, die sich unauslöschlich im Gedächtnis festgesetzt haben. Auf der anderen Seite gibt es Lerninhalte, bei denen man sich wünschen würde, dass sie sich so einfach in das Gedächtnis eingraben würden, stattdessen geschieht aber das Gegenteil: trotz eines immensen Zeitaufwandes und sehr viel Mühe vergisst man diese Inhalte innerhalb kürzester Zeit wieder. Woran liegt es also, dass bestimmte Inhalte sich in das Gedächtnis eingraben und andere spurlos daran vorbeirauschen?

Stefan Köhler

von Stefan Köhler

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Stefan Köhler
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Zu welchem Sinneskanaltyp tendiere ich?

In der Pädagogik spricht man gerne von verschiedenen „Lerntypen“, die sich nach den Vorlieben des Betreffenden in den Sinneskanälen visuell (sehen), auditiv (hören) und kinästhetisch (fühlen), sehr selten auch olfaktorisch (riechen) und gustatorisch (schmecken) definieren lassen. Demnach lernt ein „Visueller“ leichter durch bildlichen Input, ein „Auditiver“ eher durch Lesen und Hören und ein „Kinästhet“ eben eher durch Ausprobieren und Anpacken.
Wenn wir uns also einmal bewusst machen, warum wir uns an bestimmte Inhalte/Erlebnisse so gut erinnern, werden wir daher sehr wahrscheinlich feststellen, dass wir sie mit anderen Sinneswahrnehmungen verknüpft haben.
Lässt sich das individuelle Lernen aber tatsächlich mit diesem groben Einteilungsmuster erklären?

Die Erinnerungspyramide von Paul John Phillips

1946 veröffentlichte Edgar Dale eine noch mit Zahlen unbelegte Theorie des effizienten Erinnerns. Paul John Phillips machte daraus die folgende Grafik und führte erstmalig Zahlen dazu auf[1].

[1] https://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/LERNEN/Lernstrategien.shtml

Demnach behält man nur 20% des Gehörten, 30% des Gesehenen, 50% des Gesehenen und Gehörten, 70% des Ausgeübten und 90% des Ausgeübten und dabei Kommentierten.

Bedeutet das nun, das der auditive Lerntyp nur 20% lernt und daher benachteiligt ist?

Lernen als komplexer Vorgang unter Beteiligung aller Sinnesorgane

Bringt man die Erkenntnisse um den Erinnerungswert und die Sinneskanalvorliebe beim Lernen zusammen, ergibt sich die Notwendigkeit, seine Vorliebe dringend mit weiteren Sinnen zu kombinieren, damit der Erinnerungswert hoch genug wird. Wie heißt es so schön in einem NLP-Axiom: „Je mehr Sinne an einer Erfahrung beteiligt sind, desto reicher wird sie.“

Tendiere ich beispielsweise zu auditivem Lernen, macht es sehr wohl einen Unterschied, wie Inhalte, die ich auditiv aufnehme, vermittelt werden. Bei einem Hörbuch können das selbst erschaffene Visualisierungen zum Gelernten sein. Bei einer auditiven Vermittlung durch eine Person hat das Zwischenmenschliche einen entscheidenden Einfluss darauf, wie und ob ich Inhalte später erinnern kann. Hat mich diese Person beeindruckt, erinnere ich mich eher an das was sie gesagt hat, als eine Person, die mir weitgehend gleichgültig ist.

Der Psychologe Albert Mehrabian fand heraus, dass von einer auditiven Botschaft nur etwa 7% der eigentlichen Worte, jedoch 38% der Stimme und sogar 55% der Körpersprache behalten werden. Daher sind bestimmte markante Darstellungen einer Person ebenfalls visuelle Erinnerungsstützen, die ich mit dem Gehörten verknüpfen kann. Mehrabian bezog sich allerdings nicht auf Vorträge, wie immer wieder gerne geschult wird, sondern auf zwischenmenschliche Äußerungen. Sehr deutlich wird das zum Beispiel, wenn wir gelobt werden und häufig trotz der netten Worte anhand von Stimme, Mimik und Gestik deuten, dass es sich um eine versteckte “ich-will-was-von-dir“-Äußerung handelt und eben zurückfragen: Was willst Du von mir?

FAZIT

Meine Empfehlung lautet also: Hörbücher sind unter dem Aspekt des Erinnerns nicht besser für Auditive, wenn die Information auf das Hören beschränkt bleibt. Genauso wenig wie Folien, Bilder oder Filme besser beim Visuellen hängenbleiben, wenn sie nicht auch mit weiteren Kanälen verbunden werden. Der Schlüssel für effizientes Lernen/Erinnern liegt darin, möglichst viele Sinne dabei zu aktivieren. Und nebenbei: die Konzentrationsspanne, egal in welchem Sinneskanal, beträgt nur etwa 20 Minuten. Dann sind 5 Minuten Pause sehr förderlich.

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